la_raya_pass1Start heute 8:00, noch früher als gestern. Dafür gibt es kein Frühstück. Ich kaufe noch in einem kleinen Laden Fladenbrot und Leckereien für unterwegs ein. Die Leute auf der Straße beäugen interessiert mein Rad und wollen wissen was es kostet. Ich versuche ihnen zu vermitteln, das man die Preise nicht vergleichen kann und ich ihnen deshalb auch keinen nennen könnte. Wie sollten sie auch verstehen, daß sie für so ein Rad einen Jahreslohn aufbringen müßten. Das ist mir bedeutend zu viel Rummel um meine Person und so fahre ich schnell weiter. Bis zum Pass sind es 29 km und trotzdem es nicht so steil ist, brauche ich 3 Stunden. An einer schönen Stelle lege ich aber zwischendurch noch eine Frühstückspause ein. Natürlich kommt mein persönlicher Duz-Freund, der Wind, pünktlich zum steilsten Stück des Anstieges vorbei und bläst mir frech ins Gesicht. la_raya_pass2Dann erreiche ich endlich den "Abra la Raya" mit seinen 4338 m.ü.M.. es gibt hier einen Parkplatz wo die Touristen-Reisebusse eine kurze Pause einlegen, die Einheimischen mit ihren Decken und anderem Kunsthandwerk sind schon da. Trotzdem sie ja wohl sehen müssen, das ich gepäcktechnisch völlig ausgelastet bin, versuchen sie mir schwere Decken und filigrane Bastelarbeiten zu verkaufen. Leider denkt hier niemand mal eine Sache bis zum Ende durch.


Dann kommen die Reisebusse. Sofort stehe ich wieder im Mittelpunkt des Geschehens und Deutsche, US-Amerikaner, und Leute anderer Nationalitäten wollen wissen, wie man mit dem Rad hierherkommt und was ich so vorhabe. Na ja, ich genieße das Interesse und erkläre wo ich noch hin will und was ich bisher erlebt habe. Man ist begeistert und macht Fotos.


urubamba01So gestärkt mache ich mich an die Abfahrt nach Sicuani, immerhin 800 Höhenmeter auf knapp 40 km. Hier oben an der Wasserscheide zwischen Altiplano und den südöstlichen Andenketten Perus entspringt der Río Urubamba, der im Prinzip schon zu einem der Zuflüsse des Amazonas gehört. Das Tal in das ich jetzt hineinfahre wird später zum heiligen Tal der Inkas (Valle Sagrado), welches besonders fruchtbar und das landwirtschaflich bedeutendste Hochtal der Inkas ist. Es führt an der Ruinenstadt Machu Picchu vorbei bis in die Nebelwälder des Amazonasbeckens. Im Prinzip heißt das: von nun an geht es nur noch bergab (im Prinzip). In rasender Fahrt tauche ich ein in die fruchtbare Landschaft des Tals, überall wird Ackerbau betrieben, es wachsen Eukalytusbäume. Die Häuser sehen freundlicher aus, keine Frage, die Menschen scheinen hier wohlhabender zu sein.


urubamba02Die Fahrt durch das Tal geht flott voran und ich erreiche nach 107 km den kleinen Ort Checacupe. Hier gibt es genau ein Hospedaje. Eine Familie hat in ihrem Hinterhof ein Zimmer mit drei Betten zur Unterkunft erklärt, Toilette und kalte Dusche sind wieder auf der anderen Seite des Hofs. Als ich gerade das Zimmer beziehen will tauchen noch zwei Radler auf, ein Pärchen aus Frankreich. Da es anscheinend im ganzen Ort nur dieses eine Hospedaje zum Übernachten gibt, teilen wir uns das Zimmer. Die beiden sind von Lima aus losgefahren, hatten sich dort 2 Räder gekauft. Nun wollen sie über das Altiplano nach Argentinien herüberradeln. Wir richten uns in dem Räumchen ein und beschließen dann noch Essen zu gehen. Nach längerem Suchen und Fragen finden wir Räumlichkeiten in denen Essen ausgegeben wird. Es gibt wieder eine Suppe und ein kleines Stückchen Fleisch mit Reis und Kartoffeln für 3 Soles (ungefähr 1 €).