above_cuscoHeute komme ich nicht zur Ruhe, mitten in der Nacht randalieren ein paar Gäste mit ihrem Gepäck durchs Hospedaje, wahrscheinlich liegt es an den Pappwänden, die jedes Geräusch durchlassen. Trotzdem stehe ich früh bei Sonnenaufgang auf, da ich heute die ca. 90 km bis nach Ollantaytambo schaffen möchte. Um in das heilige Tal der Inkas (Valle Sagrado), der Talabschnitt des Rio Urubamba zwischen Pisac und Ollantaytambo, zu gelangen, muß man zunächst aus Cusco heraus an der Festung Saqsayhuamán und dann an Pukapukara vorbeifahren. Es geht ständig steil bergauf, ein Touristenbus nach dem anderen zieht an mir vorbei und ich bin nach einer halben Stunde schon wieder total geschafft. Über eine Nebenstraße fahre ich weiter und genieße die Ruhe und die schöne Landschaft mit den Wiesen und Eukalytusbäumen. Es geht noch 10 km bergauf, bis ich fast wieder auf 4000 m.ü.M. bin. Hier hat man noch einmal ein paar schöne Ausblicke in die verschiedenen Täler und auf die Festung Pukapukara.
pukapukaraDann geht es in rasender Abfahrt mit mehr als 50 km/h ins Tal hinunter. Ich überhole langsamere Autos und alte Busse. Endlich bin ich mal flott unterwegs. Ich halte an einem Aussichtspunkt und kann auf die Inka-Terrassen von Pisac und weit in das Valle Sagrado schauen. Im Hintergrund sind schneebedeckte 6000er zu erkennen. Sofort sind wieder Touristen aus den Reisebussen bei mir und bestaunen mein Rad. Ich beantworte die üblichen Fragen. Ein Pärchen (Argentinier und Chilenin, welche in Lima leben) möchte noch ein Foto von mir und dem Rad machen. valle_sagradoWir kommen ins Gespräch und ich erfahre, daß der Mann ein Hotel in Lima hat. Er gibt mir seine Visitenkarte und lädt mich spontan zu einer kostenlosen Übernachtung in seinem Hotel in Lima ein. Ich frage noch mal nach, aber er scheint es ernst zu meinen.
Schnell erreiche ich Pisac, das auch für seinen Sonntagsmarkt bekannt ist. Ich habe Glück, heute ist Sonntag und so schlängle ich mich zwischen Marktständen und den Menschenmassen hindurch bis zu einem kleinen Restaurant. Dort bestelle ich einen Café con Leche und eine Spaghetti Bolognese und beobachte das Treiben auf dem Markt. Hier werden nicht nur für die Touristen Handwerkskunst verkauft, auch Lebensmittel und Alltagsgegenstände wechseln hier ihren Besitzer.
So gestärkt fahre ich weiter talabwärts durch die Städtchen Calca und Urubamba. 20 km vor Ollantaytambo setzt wieder der Wind ein. Er scheint jetzt direkt aus dem Amazonas durch das Urubambatal zu blasen und fegt mich fast vom Rad.
pisac                    pisac_markt
Endlich erreiche ich Ollantaytambo (2792 m.ü.M.), zur Stadt hinein geht es über eine Straße, welche mit großen Flußkieseln gepflastert ist, hoch. Nur mit Mühe kann ich das Rad halten, mir bleibt auch nichts erspart. Ich finde schnell das empfohlene Hospedaje und richte mich in meinem kleinen Zimmer mit Bad ein. Die Sonne geht bereits unter, jetzt nur keine Müdigkeit, ich muß noch zum Bahnhof laufen, um ein Ticket für die morgige Tour nach Machu Picchu zu kaufen. Auf dem Weg dorthin wird man von Minibussen und Taxen angerempelt, die rücksichtslos ihren Weg durch die schmalen Straßen suchen. Ich bin angenervt und nehme demonstrativ einen dicken Stein in die Hand, das scheint zu helfen, die Fahrzeuge halten Abstand. An dem riesigen Ticketschalter will man zunächst meine Kreditkarte (Mastercard) nicht akzeptieren, mit ein wenig Nachdruck geht es dann doch. Die Bahnfahrt soll ca. 1,5 Stunden für eine Strecke dauern und kostet Hin- und Zurück ca. 100 €, die Einheimischen zahlen für die gleiche Strecke ca. 10 €, den Touristen ist es aber per Gesetz und Strafe verboten diese, für uns günstigen Züge zu benutzen. Ich schlucke meinen Ärger hinunter und kaufe die Tickets.