Nach 18 Stunden Flug landet meine Maschine morgens in Kapstadt. Nach dem Zusammenbau des Rads vor den staunenden Zuschauern am Flughafen geht es erstmal in den Linksverkehr, an ärmlichen Wellblechhütten vorbei, 20km Richtung Innenstadt. Habe keine Angst vor den Bewohnern, nur vor den Minibussen, fast wie in Südamerika. Das B&B liegt zentrumsnah und ist sehr gepflegt. Nachmittags erster Kontakt mit der Stadt und den Einheimischen, alle 5 min werde ich um Geld gebeten... Richtiges Urlaubsfeeling kommt erst an der Waterfront auf, die beiden zu Shopping Malls umgebauten Hafenbecken mit schönen Restaurants vor der Kullisse teurer Luxusyachten. Auf dem Rückweg habe ich schnell wieder einen Begleiter der mir etwas Geld aus der Tasche diskutieren will. Es fallen die Unmengen an Security Kräften auf, die immer ein Auge auf die Touristen haben. Das war ein langer Tag. Morgen steht der Tafelberg auf dem Programm.

20km Wanderung auf den  ca. 1000m hohen Tafelberg bei strahlend blauem Himmel.  Sehr schweißtreibend, vor allem ein 45° steiles Teilstück in einer Schlucht.

 

 Tafelberg

 

Nach 7 Stunden Lauferei gestern, will ich heute endlich mal aufs Rad. Meine Tour geht zunächst über einen kleinen Bergsattel zwischen Tablemountain und Lions Head, das sogenannte Kloofs Nek und führt nach einer schnellen, steilen Abfahrt an der Westküste der Kapphalbinsel entlang. In Hout Bay mache ich eine kleine Rast am Strand.

Hout Bay

Bei sehr starkem Verkehr führt die Strecke nach Constantia, wo ich auf die ersten Weinberge treffe. Auf dem Rückweg nach Kapstadt durchquere ich noch einige Vororte mit vielen Ampeln und Minitaxen.

Cape Point ist der südlichste Punkt der Kaphalbinsel. Um ihn zu erreichen habe ich eine Tagestour geplant, an deren Ende dann eine Zugfahrt von Simons Town zurück nach Kapstadt steht. Da der Chapman Peak Drive, eine verschlungene Küstenstraße, wegen eines Erdrutsches gesperrt ist, bleibt nur die Vorortroute mit vielen Ampeln und Minibussen.

Endlich an der Küste angekommen, stellt sich mir starker Wind entgegen, so daß ich nur noch sehr langsam voran komme. Am Eingang zum Cape of Good Hope Nationalpark kann ich noch mal meine Trinkflaschen auffüllen, dann beginnt ein extrem windiges und hügeliges Terrain. Schließlich erreiche ich den Leuchturm, unter mir liegt das Kap der guten Hoffnung, vor mir der Cape Point.

tmp GOPR0094-reduz285046320

Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit schenke ich mir den Aufstieg zum Leuchtturm und mache mich nach einer kleinen Pause auf den Rückweg. Mit dem jetzt von hinter schiebenden Wind komme ich gut voran, jedoch nicht schnell genug für den letzten Zug in Simons Town. Im dunkeln wollte ich jetzt nicht mehr nach Kapstadt zurückradeln, also fahre ich noch bis Fishhoek. Da entdecke ich eine Pizzaria. Der freundliche Gastwirt ruft mir ein Taxi, was wegen der Entfernung zu Kapstadt und dem Fahrrad nicht ganz einfach ist. Während ich Spaghetti esse, komme ich mit den letzen Gästen ins Gespräch und wir sitzen noch in fröhlicher Runde mit dem Gastwirt zusammen bis das Taxi kommt und mich nach Kapstadt zurückbringt.

Am Sonntag verlasse ich Kapstadt über die große Voortrekker Straße Richtung Weinregion. Bei sengender Hitze geht es 20 km durch die unansehlichen Vororte des Industrieraumes Kapstadt. Einige Geschäfte haben geöffnet und aus einigen Säalen klingt gospelähnliche Musik. Weiße sieht man hingegen selten.

Als ich auf die Straße nach Stellenbosch abbiegen will, ist diese nach ein paar Kilometern für Radfahrer gesperrt, wahscheinlich wegen einer Baustelle. Eine andere Straße ist aber weit und breit nicht in Sicht. Um jetzt nicht 30 km Umweg zu fahren, ignoriere ich das Schild und kann aber über den Randstreifen sicher nach Stellenbosch gelangen.

Von dieser kleinen Stadt bin ich angenehm überrascht. Dies liegt wohl nicht zuletzt an der großen Universität mit einigen 10000 Studenten. In den Vierteln mit kleinen Häusern im Kapholländischen Stil fühlt man sich jederzeit sicher und abends gibt es eine ausgeprägte Restaurant/Kneipenszenerie zu erkunden.

Am nächsten Tag verlasse ich Stellenbosch über einen Pass Richtung Franschhoek. Nach dieser kleinen Tagesetappe finde ich in Franschhoek durch Zufall einen kleinen und sehr günstigen Campingplatz. Nach so einem schweißtreibenden Tag verbringe ich den Rest des Nachmittags im hauseigenen Minipool. Die Betreiberfamilie ist sehr freundlich und lädt mich abends noch zu einem typischen südafrikanischen BBQ ein.

Früh am morgen mache ich mich auf in Richtung des 100km entfernten Hermanus. Dort will ich dann Wale beobachten. Doch davor gilt es ersteinmal bei knallender Sonne den Franschhoek Pass zu überwinden. Auf der anderen Seite hat es sich schon zugezogen und im Laufe des Tages fallen ein paar wenige Tropfen vom Himmel. Nach einer sehr anstrengenden, weil gebirgigen Fahrt, erreiche ich mit einbrechender Dunkelheit Hermanus und finde in einem Guesthouse ein schönes Zimmer.

Leider kann ich nicht am nächsten Tag die Bootstour zur Walbeobachtung machen und so nutze ich den freien Tag zu einer ausgiebigen Wanderung auf dem Klippenwanderweg und sehe mir noch das beschauliche Städtchen an.

Am folgenden Tag fahre ich nach einem frühen Frühstück zum Hafen um dort die Bootstour zu beginnen. Zunächst gibt es einen interessanten Vortrag über die hier vorkommenden Bartenwale bevor wir dann mit dem Boot durch die halbe Bucht fahren. Die Chance um diese Jahreszeit noch Wale zu sehen ist gering, doch wir haben Glück und können uns mehreren Walen bis auf 30m nähern.

Zurück im Hafen heißt es für mich "hurry up", den mein heutiges Ziel liegt über 80km entfernt. Nur mit Mühe erreiche ich noch im halbdunkeln Riviersonderend.

tmp GOPR0108-812390878

Nach der anstrengenden Etappe gestern heute nur 60 km auf der N2 bis Swellendam geradelt. Steige in einem B&B mit altenglischem Charme ab. Die Besitzer sind eine nette alte Dame (86), very british, und ihr 2 Jahre jüngerer Mann. Ich werde direkt in die Familie aufgenommen, man wäscht meine Wäsche und lädt mich ins Wohnzimmer zur einer netten Unterhaltung ein. Dabei wird nicht nur Smalltalk geredet.

Von Swellendam muß eine Gebirgskette überquert werden um in die Kleine Karoo zu gelangen. In Barrydale ist man endlich oben, allerdings die ganze Zeit Nieselregen. Die kleine Karoo ist eine eher regenarme Trockensavanne. Unterwegs treffe ich 3 Reiseradler aus England. Wir bleiben mitten auf der Straße stehen und quatschen erstmal ausgiebig über Reiseziele, etc. Sie empfehlen mir noch Ronnys Sexshop und tatsächlich nach ca. 7km erscheint auf der rechten Seite ein einsames Gebäude mit der entsprechenden Aufschrift. Wohl ein Werbegag, mir bleibt leider nicht die Zeit für eine genaue Überprüfung.

Der Wind setzt wieder ein und mir zu, obwohl Ladysmith in greifbarer Nähe scheint, erreiche ich mein Ziel erst kurz vor Sonnenuntergang. Ich finde ein nettes sehr günstiges B&B. Die Familie ist sehr bemüht und kann kaum verstehen, daß ich zum Frühstück keine Würstchen und keine 3 Eier mag.

Am nächsten Tag steht noch eine 100 km Etappe nach Oudtshoorn an. Dort will ich dann länger bleiben. Auch hier gibt es zwischendurch einen Pass zu überwinden, ansonsten setzt gegen Nachmittag der Wind wieder ein. Gegen Abend erreiche ich Oudtshorn und finde in einem einfachen Backpacker Unterschlupf.

Obwohl das Backpacker Hostel nicht so besonders ist, habe ich doch wieder Glück und lerne noch am Abend nach meiner Ankunft zwei nette Männer kennen, die mich am nächsten Tag mit zu den Cango Caves nehmen. In dem weitverzweigten Höhlensystem finden sich Tropfsteine und enge Höhlendurchgänge. Ich buche die Adventure Tour und bin gespannt wie meine latente Platzangst mit den engen Höhlendurchgängen klarkommt. Kriechend auf allen Vieren schiebe ich mich durch die engen Gänge. An der engsten Stelle, einem 4m hohen Kamin muß ich passen und der Guide führt mich über einen anderen Weg zurück.

Bei strahlend blauem Himmel starte ich morgens früh mache ich mich auf den Weg zurück zur Küste. Hinter Oudtshoorn steigt die Straße wieder an bis ein kleiner Pass erreicht ist, danach folgt eine weite Ebene. Vor mir sehe ich die Berge, die die Küste gegen die kleine Karoo abschirmen. Die Wolken schieben sich wie eine weiße Wolldecke über die Berge hinweg um sich dann aufzulösen.

Die Passstraße über die Küstenberge verschwindet in den Wolken und auf der anderen Seite schlägt mir der Regen ins Gesicht. Völlig durchnässt erreiche ich George während es langsam wieder aufklart.

In Wilderness finde ich ein geniales Guesthouse direkt am Kilometer langen Strand.

haus-am-strand

Von Wilderness sind es nur knapp 50 km bis Knysna. Dort steige ich in einem günstigen Backpacker ab. Er liegt direkt an der Hauptstraße und ist dementsprechend laut. Nachdem ich das Gepäck abgeladen habe, mache ich mich noch auf den Weg zu den Knysna Heads, wo die Lagune ins Meer übergeht.

Knysna Heads

Am nächsten Morgen zeigen alle Fernseh- und Radiostationen das gleiche: Mandela ist verstorben! Trotzdem geht das Leben hier normal weiter. Ich mache einen Ausflug zu den Knysna Nature Forests, wo ich ein paar km auf dem Elephantwalk wandere. Zwei Moutainbiker, die ich dort kennenlerne, nehmen mich und mein Fahrrad mit zurück in die Stadt.

Knysna Nature Forest

Von Knysna radel ich über Pletterberg Bay zum Tsitsikamma Nationalpark. Dort gibt es noch ursprünglichen dichten Urwald und einen wilden Küstenverlauf mit tiefeingeschnittenen Flußmündungen und Lagunen. Vom Meer her steigt das Gelände steil an bis auf ein Plateau mit 250 m Höhe. Dann kommt eine Bergkette mit bis zu 1700 m hohen Gipfeln.

Tsitsikamma

Im Nature's Valley packe ich dann zum ersten Mal mein Zelt aus und genieße Nachts die Geräusche des Waldes und der fernen Brandung.

Nature's Valley Mouth

Am nächsten Tag radel ich zum 40 km entfernten Stormsriver Mouth, wo ich dann am Abend noch eine Wanderung zu einem Aussichtspunkt mache.

Storms River Mouth

Nachdem ich morgens früh mein Zelt abgebaut habe, nehme ich noch an einer Paddeltour in den Canyon des Storms River teil und lerne dabei 2 Deutsche kennen, die mir ein nettes Backpackerhostel im ca. 15 km entfernten Stormsriver Village empfehlen. Da es für eine größere Weiterreise schon zu spät ist radel ich am Nachmittag nach Stormsriver. Die Unterkunft "Djembe" stellt sich als perfekt heraus, abends wird gegrillt und nach ein paar Bier sind alle gut drauf. Dann kommen die Trommeln ins Spiel (Djembe) und wir haben alle viel Spaß und anschließend wunde Finger.

Djembe 1 Djembe 2

Am nächsten Tag regnet es, dieser feine Nieselregen, der einen schon nach wenigen Kilometern bis auf die Knochen durchnässt. Ich habe keine Lust loszufahren und halte mich noch lange mit Frühstück und Gesprächen mit den anderen Gästen im Hostel auf. Irgendwann kann ich mich doch dazu entschließen meine Regenkleidung anzulegen, diesemal sogar die Regenhose. Aber ich habe Glück, es ist fast kein Wind und die Strecke ist, Südafrika-unüblich, fast flach. Nach 106 km erreiche ich Jeffreys Bay.

P1010500

Jeffreys Bay ist bekannt für seine Wellenreiter, doch das Wetter ist nicht entsprechend, die Wellen nicht hoch genug und somit sind nur wenige Surfer zu sehen. Ich fahre am nächsten Tag direkt weiter, die 85 km nach Port Elizabeth.

P1010509

In Port Elizabeth steuere ich direkt den Flughafen an. Nach 3 Wochen und 1200 km ist meine Radreise hier nun beendet und ich steige auf einen Mietwagen um. Da ich in der letzten Woche noch wichtige Termine habe (Besuch des Kinderheims in Durban), der Addo Elephant Park mit den Fahrrad nicht zu befahren ist, die Transkei zu weitläufig um sie zu beradeln und ich auch gerne noch an der Grenze zu Lesotho die Drakensberge erkunden möchte, scheint mir das die beste Möglichkeit. Am Abend fahre ich noch die 75km zum Addo Elephant Park und bin schon gespannt, ob ich am nächsten Tag ein paar der Big 5 (großen Tiere) Afrikas zu sehen bekomme.